Umfrage zeigt: Nachfolger für rund 16.700 Betriebe gesucht

23% der KMU in Österreich planen in den nächsten fünf Jahren die Unternehmensübergabe.
ÖNK-Präsident Michael Umfahrer © ÖNK / R. Tanzer

Präsident der Österreichischen Notariatskammer, Michael Umfahrer

23% der Klein- und Mittelunternehmer wollen sich in den nächsten fünf Jahren operativ aus ihrem Unternehmen zurückziehen. Damit liegen die Übergabepläne auf dem Niveau von 2016. Bei aktuell etwa 345.200 KMU in Österreich laut KMU Forschung Austria sind das rund 79.400 Betriebe, in denen bis zum Jahr 2025 das Ruder übergeben werden soll.

  • 48% davon wollen einen Nachfolger aus der Familie.
  • 15% denken an verdiente Führungskräfte im Unternehmen.
  • 21%, immerhin rund 16.700 Betriebe, wissen noch nicht, wer für die operative Führung in Frage kommt.

Auch hinsichtlich der Abtretung des Unternehmens bzw. der Unternehmensanteile sind zehn Prozent dieser KMU unschlüssig. „Einen geeigneten Nachfolger zu finden, ist der Knackpunkt bei der Unternehmensübergabe“, resümiert Michael Umfahrer, Präsident der Österreichischen Notariatskammer, ÖNK. Mehr als jeder zweite Befragte stimmt dieser Meinung zu, ein Plus von Vier-%-Punkten gegenüber 2016. Für acht von zehn KMU spielt es übrigens keine Rolle, ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Nachfolger handelt.

Wunschnachfolger kommt aus der Familie.

Für 37% der KMU ist ein Familienmitglied der Wunschnachfolger für die operative Unternehmensführung (plus Ein-%-Punkt), für 38% der Wunschübernehmer des Unternehmens bzw. von Unternehmensanteilen (plus Zwei-%-Punkte). Übrigens: Der Wunsch, das Unternehmen im Familienbesitz zu halten, ist in größeren Unternehmen stärker als in kleineren bis neun Mitarbeiter. Allerdings zeigen Betriebsübernahmen innerhalb der Familie eine rückläufige Entwicklung. Im Vergleich zu 2016 sind diese um Sieben-%-Punkte zurückgegangen und erreichen nur mehr 25%.

Aufsteiger: „Jungunternehmer“ als Nachfolger

Die Weitergabe der Unternehmensführung oder von Unternehmensanteilen an einen engagierten Jungunternehmer wird von 13 bzw. 15% der KMU ins Auge gefasst. Somit stehen Jungunternehmer – abgesehen von der Familie – mehr im Fokus als alle anderen Möglichkeiten. Management Buyouts haben wieder verloren und sind nur mehr für sieben Prozent eine Option (2016: elf %).

Unvorbereitete Übergaben gefährden den Weiterbestand.

48% der Befragten (wie seit 2008) sind der Auffassung, dass ein bis fünf Jahre vor dem geplanten Rückzug mit der Planung der Unternehmensübergabe begonnen werden sollte. Die Bedeutung der rechtzeitigen, sorgfältigen Planung sowie eines klaren Konzepts unterstreicht ÖNK-Präsident Umfahrer: „Unternehmen mit unklaren Eigentumsverhältnissen, Zielen und Kompetenzregelungen sind besonders in ihrem Bestand gefährdet.“ So können Erbstreitigkeiten und widersprüchliche Vorstellungen über die Zukunft eines Betriebes für alle Beteiligten zeit- und kostenaufwändig sein. Solche Streitigkeiten lassen sich verhindern, wenn der Unternehmer rechtzeitig selbst bestimmt, wer wann und in welcher Form die Firma übernehmen und führen wird und wie Vermögen in der Familie verteilt werden soll.

Österreichs Unternehmer haben weniger vorgesorgt als noch vor vier Jahren.

  • 64% der Befragten geben an, den eigenen Ruhestand nach dem Rückzug aus dem Unternehmen bereits finanziell abgesichert zu haben. Das ist ein Minus von Elf-%-Punkten.
  • Weitere 40% haben auch die finanzielle Sicherheit des Partners, der Kinder und deren Ausbildung abgesichert. Ein Rückgang von Zwölf-%-Punkten.
  • 32% (minus Ein-%-Punkt) der befragten Firmenchefs haben für den Weiterbestand des Unternehmens vorgesorgt. Bei großen Unternehmen ab zehn Mitarbeitern hingegen hat allerdings schon fast die Hälfte (46%) für eine Sicherung des Lebenswerkes vorgesorgt.

„Kleinere Betriebe haben hier eindeutig Nachholbedarf“, so der ÖNK-Präsident.

Stimmung in der Corona-Krise ist eher optimistisch.

Für 26% der KMU hat die Corona-Pandemie bislang keine negativen Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens gehabt. Für 35% hält sich das Minus in Grenzen, es ist in absehbarer Zeit aufzuholen. Jeder fünfte Betrieb spürt negative Auswirkungen aufgrund des Lockdowns, wobei zwölf Prozent meinen, dass es schwierig wird, das Minus wettzumachen. Acht Prozent sind sicher, dass sie die Umsatzeinbußen in naher Zukunft nicht aufholen werden. Die restlichen 19% der KMU können die Lage noch nicht genau einschätzen. Sie warten ab, ob es eine zweite größere Infektionswelle im Herbst/Winter 2020 gibt.

Unternehmensvorsorge gibt gerade in Corona-Zeiten Sicherheit.

Rechtliche Vorkehrungen im Zuge der Unternehmensvorsorge geben etwa der Hälfte der KMU gerade in Corona-Zeiten ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit. Der Gesellschaftsvertrag liegt dabei mit 35% an erster Stelle. Für Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern ist der Gesellschaftsvertrag als Vorsorgeinstrument von größter Bedeutung (52%). Darin lässt sich zum Beispiel auch festlegen, wer im Fall der Geschäftsunfähigkeit eines Gesellschafters dessen Position vertritt. Die Vorsorgevollmacht ist als Notfallplan wichtiger geworden: 33% der Firmenchefs haben eine errichtet (ein Plus von Zwei-%-Punkten). Das Testament wird gegenüber 2016 seltener im Zuge der Unternehmensvorsorge genützt. Wie die Studie zeigt, hängt das vor allem mit jenen Unternehmen zusammen, die noch nicht an den operativen Rückzug denken. Nach den Steuerberatern würden 22% der KMU einen Notar zu Fragen der Unternehmensvorsorge konsultieren, vor den Rechtsanwälten mit 19%.

Das Unternehmens- und Gesellschaftsrecht zählt seit jeher zu den wichtigsten Aufgabengebieten des Notars. Mit dem Fachwissen im Erb- und Pflichtteilsrecht und den Kenntnissen der steuerlichen Rahmenbedingungen erweisen sich die Notare als wichtige Berater für die umfassende Unternehmensvorsorge, die zeitgerecht die rechtlichen Belange der Übertragung eines Betriebes regelt. Derzeit sind 522 NotarInnen in ganz Österreich tätig. Ein erstes Beratungsgespräch ist kostenlos.

Die Studie: Im Auftrag der ÖNK befragte Spectra Marktforschung im August/September 2020 österreichweit 500 KMU bis 250 Mitarbeiter. Gesprächspartner waren die Inhaber bzw. die (Mit-)Eigentümer im Alter zwischen 25 und 69 Jahren. Die repräsentative Studie wurde bereits 2008, 2013 und 2016 durchgeführt und zeigt Trends und Entwicklungen.

Zur Meldungsübersicht

Pressemappe

Sofort downloaden

Bilder (4)

ÖNK-Präsident Michael Umfahrer
3 189 x 2 126 © ÖNK / R. Tanzer
Fünf Erfolgsfaktoren für die Unternehmensübergabe
2 362 x 827 © ÖNK
Hindernisse für eine erfolgreiche Unternehmensübergabe
2 362 x 827 © ÖNK
Übergabepläne KMU
2 362 x 827 © ÖNK

Presse­kontakt

Österreichische Notariatskammer
PR Agentur Prima Public Relations GmbH
Andrea Schneider
Tel.: +43/664 88 469 470
andrea.schneider@prima.co.at

Österreichische Notariatskammer
Marion Aitzetmüller
Tel.: +43/1 402 45 09 - 170
marion.aitzetmueller@notar.or.at